Wahlkampfauftakt hinter verschlossenen Türen
Wahlkampfauftakt, darunter stellt man sich eigentlich etwas anderes vor. Die Hiltruper Stadthalle war großräumig abgesperrt und von grimmig dreinblickenden Polizisten abgesichert; wehe einer versuchte, unter dem Flatterband her zur Demonstration zu kommen! Der Haupteingang der Stadthalle war mit Absperrgittern festungsartig gesichert, der Eindruck war insgesamt abweisend.
So abweisend wie der Zugang war auch der übrige Auftritt der AfD in Hiltrup. Unter ohrenbetäubendem Pfeifkonzert ließen sich kurzfristig einige Männer blicken, die ihre Leibesfülle nur mit Schwierigkeiten in schwarze Anzüge gezwängt hatten. Zwei von ihnen betraten die Stadthalle im Schutze der Polizisten, die anderen verschwanden um die Ecke und nahmen den Hintereingang. Das taten dann auch die übrigen Teilnehmer der AfD-Versammlung. Zuschauer bzw. Zuhörer waren nicht erwünscht, niemand kam ohne Einladung herein.
Entsprechend unfreundliche Kommentare gab es: die haben noch nicht einmal den Mumm, sich zu zeigen und durch die Demonstranten hindurch zu gehen, hieß es.
Ein kräftiger Regenschauer bremste zunächst den Zustrom. Während die Organisatoren vom Bündnis Keinen Meter den Nazis Zelt und Lautsprecheranlage aufbauten, wurde der AfD schon der Protest gepfiffen: ein Dudelsackspieler sorgte für die musikalische Kulisse.
Nach und nach versammelten sich ungefähr 200 Gegendemonstranten und füllten den Platz vor der Stadthalle. Das Bild war geprägt von bürgerschaftlichem friedlichem Protest. Handgemalte Schilder und Banner dominierten.
Manches war offensichtlich spontan improvisiert. Betont wurde dadurch der übergreifende Charakter der Demonstration: es ging nicht darum, die verschiedenen Parteien und Organisationen in den Vordergrund zu stellen. Hiltrup war vertreten durch das Flüchtlingsnetzwerk Hiltrup.
Bemerkenswert war die Zusammensetzung der Demonstranten: Teilnehmer waren überwiegend Jüngere. Die mittlere und die ältere Generation der Hiltruper waren unterrepräsentiert.
Eindeutig verirrt hatte sich ein Teilnehmer aus Sendenhorst; vergeblich wartete er auf den Auftritt von AfD-Leuten. Er wolle hören, was die zu sagen hätten; er habe ja letztes Mal Merkel gewählt, aber die habe die Ausländer ins Land geholt, und jetzt … Aber die AfD wollte nicht öffentlich reden.
Verirrt hatten sich auch die Westfälischen Nachrichten. Im Hiltruper Lokalteil kündigten sie am 8.8.2017 die Gegendemonstration an mit dem Hinweis „Die AfD Münster distanziert sich von rechtsextremen Positionen.“ Meint Dr. Hüffer das wirklich ernst? Oder muss man über die Position der Westfälischen Nachrichten nachdenken?