Ver-Appled

Das Weihnachtsgeld naht, die Prospekte fliegen. Fliegen uns ins Haus und wollen uns Vorschläge machen für’s Geld-Ausgeben. Apple dabei, 32 Seiten, viel Grün. Grüne Farbe als Gestaltungselement. Grün ist gut! Seite 1 bringt die geballte Botschaft, alle nötigen Reizwörter springen den Leser an, wenn er die Reklame nicht unbesehen wegwirft: „Freiheit“, „spielerisch“, „kreativ“, „mehr Spaß“, „clever“. Fehlt noch was? „Abhängige Arbeit“, „weisungsgebunden“, „Stress“, „monotone Aufgaben“ – Fehlanzeige, kommt bei Apple nicht vor.

Puh, so viel kreativ-spielerische Spaß-Freiheit, hält man das überhaupt aus? Mal schaun. Und der Blick fällt auf eine Kopfhörer-Werbung. Sound ist natürlich mit Freiheit verbunden, den Spaß signalisiert die strahlende junge Frau auf dem Rücksitz. Warum eigentlich sitzt sie hinten im Auto? Ach so, sie muss ihm ja die Hand auf die Schulter legen, muss für seinen Spaß sorgen. Aber warum strahlt sie, schließlich sitzen die Kopfhörer – ganz prominent – nur in seinen Ohren? Sie hört gar nichts. Strahlt sie, weil sie seine miese Musik nicht mithören muss? Und er, er freut sich. Ein echt cooler Typ. Dreitagebart (ohne Bart geht’s heute gar nicht), Sonnenbrille, Freizeit-Shirt, Kettchen; er darf vorne sitzen, er fährt, er weiß den Weg, und: er kriegt nichts mit. Dröhnt sich die Ohren mit Heavy Metal zu, hört keinen Krankenwagen, keine Hupe, keine Fahrradklingel. Den Führerschein muss man ihm abnehmen für so viel Ignoranz. Und Apple müssen wir fragen: welches Frauenbild, welche Geschlechterrollen wollt Ihr uns verkaufen? Als Gegenleistung dafür, dass Ihr nach den Medienberichten Experten in Steuer-Minimierung seid?